Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseure und zahlreiche weitere Gesundheitsberufe erfordern eine hoch qualifizierte Ausbildung. Die komplette Abschaffung des dafür verlangten Schulgelds hatte Ministerpräsident Söder vor der Landtagswahl vollmundig angekündigt. Doch der nun präsentierte Vorschlag der Regierung wird dem nicht gerecht und stößt bayernweit auf heftige Kritik – auch in Mittelfranken.

Mehrere Schülerinnen und Schüler einer Erlanger Berufsfachschule schrieben vor wenigen Tagen einen Brandbrief an den FDP-Bildungspolitiker Matthias Fischbach mit der Bitte, sich des Themas anzunehmen.

Der Erlanger Abgeordnete besuchte deshalb heute die BFS Erlangen, um mit den Betroffenen zu sprechen und mögliche Initiativen für den Landtag vorzubereiten.

Dort erläuterte die Schulleiterin Julja Enchelmaier, dass die Berufsfachschulen eigentlich erwartet hätten, dass Schulgeldfreiheit auch Schulgeldfreiheit bedeute und am Ende nicht nur ein Bruchteil der Kosten erstattet werden solle.

Wenn die Regierung nicht nachbessert, wird die Schule in Erlangen weiter Schulgeld erheben müssen – wie auch viele andere Berufsfachschulen, die sich mit einer Petition an den Landtag gewandt haben.

Für die Schülerinnen und Schüler, die sich teils auch in Erwartung der angekündigten Kostenfreiheit für eine Ausbildung zum Physiotherapeuten entschieden haben, wäre das eine Hiobsbotschaft. Sie fürchten nach drei Jahren Ausbildung durch das monatliche Schulgeld von 390 Euro mit einem großen Schuldenberg ins Berufsleben zu starten. Manche versuchen mit einem Nebenjob zumindest einen Teil der Kosten zu decken. Doch neben den im Schnitt 37.5 Stunden Schule in der Woche und der nötigen Vorbereitungszeit ist bei einigen die Belastungsgrenze überschritten. Eine Schülerin erklärte dazu: “Wir können nur heilen und helfen, wenn wir selber heil sind!”

Fischbach zeigte dafür Verständnis und kritisierte, dass die Regierung ihre Versprechen gebrochen habe: “Nicht staatliche Schulen bekommen schon ihre Personalkosten nur unzureichend erstattet, jetzt werden sie auch noch beim Schulgeld mit einem faulen Kompromissvorschlag in die Enge getrieben. Wir werden als Opposition alle Mittel nutzen, um die Regierung hier zur Rede zu stellen und auch in den anstehenden Haushaltsverhandlungen Druck aufbauen, dass die Ausbildung der nichtärtzlichen Heilberufe kostenfrei gestellt wird!”

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