Erlangen, 28 Nov 2021. Kai Wörner, Seminarrektor an der Realschule am Europakanal in Erlangen, konnte am Donnerstag im Bayerischen Landtag seine Vorstellungen für die zukünftige Bildung in Bayern präsentieren. Wörner, der schon seit Jahren die digitale Lehrerausbildung für Realschulen vorantreibt, war als Sachverständiger zur Anhörung „Bildung 2030 – gerechter, individueller, sozialer, digitaler!“ auf Vorschlag des Erlanger Abgeordneten Matthias Fischbach (FDP) geladen worden. Neben bekannten Experten wie u.a. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) e.V., gab er dem Bildungsausschuss einen Einblick, wie vor Ort in der Erlanger Modellschule mit den Themen Digitalisierung und Inklusion umgegangen wird und welche Rahmenbedingunge er in der nächsten Dekade für nötig erachtet.

Zu Beginn räumte Wörner mit dem bekannten Vorurteil auf, Schüler, die als „Digital Natives“ in einer digitalen Welt aufwachsen, bräuchten keine Medienbildung in der Schule. „Auch in einer Demokratie kann man nicht auf den Sozialkundeunterricht verzichten,“ erklärte der studierte Geschichtslehrer. Medienkompetenz müsse allerdings fächerübergreifend und nicht mit einem eigenen Schulfach vermittelt werden.

Damit dieses Postulat gelingen kann, werde mittelfristig eine 1:1-Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten unabdingbar sein, um den Bildungserfolg aller Jugendlichen nicht vom Geldbeutel des Elternhauses abhängig zu machen. „Mit dem innovativen Flipped Classroom-Konzept in unseren 26 Tabletklassen, einem schulinternen Messengersystem, bei dem Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler virtuell und raumunabhängig kommunizieren können und ersten Erfolgen bei hybriden Förderangeboten sehen wir uns bereits jetzt ganz gut aufgestellt“, so Wörner im weiteren Verlauf der sehr anregenden Diskussion. Elternabende, die aufgrund der Pandemie online oder via Telefon stattfanden, erwiesen sich für viele Eltern sogar als Möglichkeit an diesen überhaupt erst teilnehmen zu können, da hierbei die Familien nicht zeit- und ortsgebunden planen mussten.

Dass die Digitalisierung als Querschnittsaufgabe betrachtet werden muss, stand ebenso im Fokus der Anhörung. So gelinge z. B. die Inklusion von Sehbehinderten in vielen Fällen ja erst dadurch, dass digitale Hilfsmittel eingesetzt werden. Auch die Schulorganisation und nicht zuletzt die Fort und -ausbildung der Lehrkräfte profitierten laut Wörner immens, wenn die Potenziale aus der „Kultur der Digitalität“ erkannt und proaktiv angegangen werden. „Mithilfe von Best-Practice-Beispielen, die als freie Bildungsressourcen gesammelt werden, könnte man auch das noch sehr schleppende Angebot der Schulbuchverlage optimieren. Es gibt genügend Lehrkräfte in Bayern, die sich bei solchen Projekten engagieren würden,“ führte Wörner in der Anhörung weiter aus.

Zum Ende hin wurden dann auch noch weitere Aspekte, wie z. B. der Einsatz von VR-Brillen im Unterricht angesprochen. „Der digital gestützte Unterricht beginnt gerade erst jetzt so richtig. Bis 2030 werden wir noch viele neue Impulse sehen, die auf die Schulwelt einwirken und auf ihre Lernwirksamkeit hin wissenschaftlich evaluiert werden müssen.“ Als Fazit der Anhörung waren sich im Prinzip alle Sachverständigen einig. 

Die nächste Dekade wird zeigen, ob es uns gelingt, die digitale Transformation von Schule – zum Vorteil der gesamten Schulfamilie – meistern zu können. 

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