Erlangen, 16.10.2022. Sowohl in der Hauptbibliothek als auch in der alten Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu verheerenden Wassereinbrüchen. Beim Starkregen vom 24. Juni dieses Jahres brachen erneut beachtliche Wassermengen aufgrund zahlreicher baulicher Mängel in mehrere Gebäude und weit über ein Dutzend Räume ein. Das hatte erhebliche Folgen, wie eine Anfrage des Erlanger Landtagsabgeordneten Matthias Fischbach (FDP) nun ergab.

Besonders schwer betroffen war das Untergeschoss des Hauptbibliothek mit dem Magazinbereich, in dem das eindringende Wasser nicht nur elf Kubikmeter Zeitungen durchnässte, sondern auch den PVC-Boden sowie den darunterliegenden Estrich und die Rollregalanlage nachhaltig beschädigte. Das gesamte 1.000 Quadratmeter große Magazin-Geschoss ist nun nicht mehr für die Medienlagerung nutzbar. Die Zeitungen mussten nach fünftägiger Zwischenlagerung in den Kühlräumen des Erlanger Schlachthofs per LKW als Gefriertransport zum Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig gebracht werden. Dennoch können laut Antwort der Staatsregierung bis dato irreversible Schäden an den teils einzigartigen Exemplaren nicht ausgeschlossen werden. Bekannt ist aber, dass allein die akute Behebung des Wasserschadens schon Kosten von rund 66.500 Euro verursacht hat. Hinzu kommt eine noch nötige Ersatzanmietung für den nicht mehr nutzbaren Bereich. Die Miet- und Umzugskosten wurden jedoch noch nicht beziffert. Neben bisher nicht behobenen Schäden an der Elektrik musste auch ein falsch angeschlossener Dachabfluss an der Hauptbibliothek für bis zu 15.000 Euro schon korrigiert werden, der zur Überschwemmung des Erdgeschosses mit beigetragen hatte.

Besonders schwer betroffen war auch die vor über hundert Jahren erbaute, alte Universitätsbibliothek. Das Wasser brach hier nicht nur ins Untergeschoss ein, wo das Kellermagazin nach drei vorangegangenen Starkregenschäden seit 2020 schon geräumt und in andere Mietobjekte ausgelagert worden war. Die Antwort auf die FDP-Anfrage ergab, dass selbst das 5. Stockwerk von einem Wassereinbruch betroffen war. Neben den Schäden durch die starke Durchfeuchtung der Räume mussten auch mehrere Regalteile, Bücher, Möbel und Geräte (z.B. PCs und Monitore) entsorgt werden. Auch der Verbindungsgang zum Neubau ist nach dem Wassereinbruch von einer starken Durchfeuchtung betroffen.

Der FDP-Abgeordnete Fischbach zeigt sich vor diesem Hintergrund besorgt: „Das Ausmaß der Schäden nimmt immer weiter zu. Die Kellerräume der Alten Bibliothek waren schon nach früheren Regenereignissen gesperrt, jetzt kommen auch noch 1.000 Quadratmeter aus dem Untergeschoss der Hauptbibliothek hinzu. Die neuen Erkenntnisse aus der Anfrage zeigen enormen und sofortigen Handlungsbedarf. Den Gebäuden droht schon beim nächsten Starkregen die nächste Überschwemmung.“

Aus der Antwort der Staatsregierung geht weiter hervor, dass die Schadensursachen nur im Rahmen der geplanten Generalsanierung der Hauptbibliothek grundlegend behoben werden können. Denn nur in diesem Rahmen ist beispielsweise eine Anhebung des Eingangsniveaus und eine Erneuerung der innenliegenden Regenfallrohre möglich. Allerdings wurde diese Generalsanierung nie angegangen, obwohl seit rund zehn Jahren immer ein Planungstitel im Haushalt des Freistaats vorgesehen wurde. Des Weiteren verweist das Bauministerium darauf, dass vorher erst noch die ebenfalls ausstehende Sanierung des Kollegienhauses durchgeführt werden müsse. Es solle als Ersatzfläche während der dann nötigen, großflächigen Auslagerung der Hauptbibliothek genutzt werden.

Bildungspolitiker Matthias Fischbach überzeugt das nicht: „Durch den jüngsten Wasserschaden müssen nun sowieso schon weitere 1.000 Quadratmeter Bibliotheksfläche andernorts gesucht werden. In diesem Rahmen sollte besser eine umfassende Lösung gefunden und die Generalsanierung der Hauptbibliothek unverzüglich angegangen werden. In diesem Zuge könnte auch die bisher nur zu einem Bruchteil erfolgte Digitalisierung des historischen Bestandes der Bibliothek erfolgen. Mit dem nötigen politischen Willen kann schon jetzt gehandelt werden. Das ewige Hinauszögern der seit über einem Jahrzehnt dringend nötigen Sanierungsarbeiten ist unverantwortlich.

Denn zusätzlich zur Wasserproblematik hat die Staatsregierung selbst schon 2013 in ihren Haushaltsentwurf geschrieben, dass es ‚gravierende Brandschutzmängel‘ am Bibliotheksgebäude gibt. Löschanlagen und Brandvermeidungssysteme für die Räume sowie bauliche Rettungswege seien dafür erforderlich. Diese Mängel sind allen Beteiligten also lange bewusst. Bisher kam es durch die Tatenlosigkeit der Staatsregierung zwar nur zu den Wasserschäden. In Zukunft können diese aber genauso wenig toleriert werden wie die Brandrisiken für die Studierenden und das Personal. Ich sehe die zuständigen Staatsminister und Ministerpräsident Markus Söder hier persönlich in der Verantwortung, die Gebäudesicherheit endlich zu gewährleisten. Die Sanierung muss jetzt ohne weiteres Zögern angegangen werden!“

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