„Was bewegt Berufsschulen und Betriebe?“ mit dieser Frage kam der mittelfränkische Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach (FDP) am Freitag nach Ansbach. Nach einem Besuch des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums in der Beckenweiherallee lud die FDP-Landtagsfraktion abends in das „Werk Eins“ zur Podiumsdiskussion. Dort berichtete Landesschülersprecher Manuel Buchholz von einer Umfrage unter rund 50.000 Berufsschülern in Bayern, in der unter anderem oft die Gebäudesituation der Berufsschulen kritisiert worden ist. „Der bayernweite Eindruck deckt sich mit den Erfahrungen, die wir heute beim Besuch der Ansbacher Berufsschule gemacht haben“, erklärte Fischbach dazu. Die nötige Generalsanierung sei viel zu lange verschlafen worden und müsse nun endlich angegangen werden. Ohne die Pflicht zum Besuch der Sprengelschule, hätte der Sachaufwandsträger schon viel früher investieren müssen, um die Schulinfrastruktur attraktiv zu halten.

Generell werde die Berufsbildung mit ihren großen Potenzialen in Deutschland zu wenig wertgeschätzt. Darüber waren sich auch Stefan Kastner von der IHK Nürnberg für Mittelfranken und Doris Rutte, die Bezirksvorsitzende der Lehrer an beruflichen Schulen in Mittelfranken einig. Wie überzogen der allgemeine Hang zur Akademisierung aus seiner Sicht sei, machte Bäckermeister Jakob Braun aus Gebsattel in der anschließenden Publikumsdiskussion deutlich: „Ein Bäckergeselle braucht den Vergleich mit den Einstiegsgehältern einiger Akademikerberufen nicht scheuen!“

Der Ansbacher Landespolitiker Oliver Kremer erklärte: „Der Anteil an akademischen Abschlüssen liegt mittlerweile bei rund 50 %. So erfreulich dieser Wert im ersten Moment erscheinen mag, spiegelt er nicht die Verteilung an Talenten in unserer Gesellschaft wider. Genauso wichtig wie Hochschulabsolventen sind diejenigen, welche die Universitäten bauen.”

Des Weiteren war Jens Brandenburg MdB, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, zugeschaltet, um zu berichten, wie die FDP in der Bundesregierung mit einer „Exzellenzinitiative“ die berufliche Bildung stärken möchte. „Individualisierung, Innovation und Internationalisierung“ seien die drei Säulen des Konzepts, erklärte Brandenburg. So sollen 20 Millionen Euro mehr als bisher geplant in die Berufsorientierung investiert, Talente gezielt über Stipendien und Begabtenförderwerke unterstützt und das Aufstiegsbafög weiter gestärkt werden. Außerdem soll die Innovationskraft der beruflichen Bildung mit einem Wettbewerb ausgebaut und internationale Qualifikationsangebote im Rahmen der Berufsausbildung besser integrierbar werden.

Fischbach bedankte sich für die vielen Impulse zur Stärkung der dualen Ausbildung und kündigte an, die Staatsregierung in Bayern hier nicht aus ihrer Verantwortung zu lassen: „Es ist richtig, dass nun endlich bei den Ausbildungskosten eine Gleichwertigkeit zur akademischen Bildung angestrebt wird. Allerdings haben CSU und Freie Wähler bisher alle Anträge hierzu im Landtag abgelehnt – erst diese Woche wieder. Das Thema ist zur wichtig, um nur als leeres Wahlkampfversprechen missbraucht zu werden. Ich erwarte hier schon bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen im Landtag ein klares Bekenntnis.“ Die FDP-Fraktion hat hier beantragt, die Meisterausbildung und vergleichbare berufliche Abschlüsse gebührenfrei zu stellen.

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