Erlangen, 09.08.2023. Wer in der Region einen Facharzttermin braucht, muss oft monatelang warten. „Immer wieder bekommen Patienten trotz Überweisung mehr als ein halbes Jahr lang keinen Termin, und das, obwohl die Kolleginnen und Kollegen durchaus fleißig arbeiten“, berichtet Dr. Peter Eggenwirth dem Gesundheitsexperten der FDP-Fraktion, Dr. Dominik Spitzer. Dieser ist vergangene Woche auf Einladung seines Erlanger Fraktionskollegen Matthias Fischbach zu Besuch nach Büchenbach gekommen.
Eggenwirth vertritt den Verein der „Hausärzte Erlangen und Umgebung“ an diesem Tag zusammen mit seinen Vorstandskolleginnen Dr. Anne Hoffmann Leygue und Dr. Anke Lemmer. Sie schildern den Abgeordneten aus ihrer Erfahrung mehrere Schwachstellen, die das Gesundheitssystem sehr ineffizient machen. „Wir geben sehr viel Geld aus, das führt aber nicht zu mehr Gesundheit. So ist z.B. die Lebenserwartung in Deutschland im europäischen Vergleich eher niedrig“, erklärt Eggenwirth. Es müsse mehr Anreize für eine hausarztzentrierte Versorgung geben, ergänzt Anke Lemmer. „Ich erlebe, dass die Patienten aufgrund der Schwächen unseres Gesundheitssystems immer unzufriedener werden. Das betrifft sowohl das lange Warten auf Facharzttermine als auch die Arbeit mancher Krankenhäuser.“, sagt Lemmer. In der Klinik werde sich immer stärker auf die Akutbehandlung fokussiert und komplizierte Begleiterkrankungen nicht mehr geklärt. Das habe einen Rückstau in die ambulante Ebene zur Folge, so die Allgemeinmedizinerin.
Der FDP-Politiker Spitzer pflichtet bei. Wenn der Hausarzt grundsätzlich zur ersten Anlaufstelle bei medizinischen Fragen würde, könnten unnötige Facharztbesuche vermieden werden. „Hausärzte haben eine wichtige Lotsenfunktion“, ergänzt Fischbach. Ihre Arbeit verdiene mehr Wertschätzung. Die Politik dürfe niedergelassene Ärzte nicht noch mit zusätzlicher Bürokratie belasten, sondern müsse sie mit besser durchdachten Digital-Konzepten entlasten.
Eine weitere Entlastung könne laut Spitzer außerdem die Krankenhausstrukturreform bringen: „Die Reform ist überfällig, da sind sich die meisten Politiker einig. Die neue Finanzierung über Vorhaltepauschalen ermöglicht es den Kliniken, sich stärker um den einzelnen Patienten zu kümmern. Der finanzielle Anreiz für medizinisch nicht unbedingt notwendige Operationen sinkt. Nicht zuletzt wird mit Qualitätskriterien sichergestellt, dass wir eine wirksame Versorgung erhalten“, erklärt Spitzer, der selbst praktizierender Arzt ist.
Den Erlanger Hausärzten liegt noch ein weiteres Thema am Herzen: Die Vergabe von Arztsitzen. Die Rahmenbedingungen müssen so sein, dass niederlassungswillige junge Kolleginnen und Kollegen nicht gegenüber investorengeführten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) benachteiligt werden. „Hier können und müssen wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.“, erklärt Spitzer. Man müsse erreichen, dass keine Fehlanreize durch besonders lukrativ erscheinende Behandlungen entstehen. Das beträfe sowohl medizinische Eingriffe sowie z.B. auch den exzessiven Einsatz von Laboruntersuchungen. „Wir müssen den richtigen Rahmen setzen, damit in jeder Konstellation die Gesundheit der Patienten im Mittelpunkt steht.“
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