Erlangen, 06.07.2022. Nachdem das Bayerische Kultusministerium jüngst für den Schulstart im Herbst angekündigt hatte, aufgrund ukrainischer Flüchtlinge 1.620 zusätzliche Lehrerstellen zu benötigen, fragte der Erlanger Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach (FDP) genauer nach, was das insbesondere für die Region bedeutet. Das Kultusministerium erklärte in seiner Antwort, dass bayernweit laut Ausländerzentralregister (AZR) bis Ende Juni insgesamt „42.227 aus der Ukraine geflohene Kinder und Jugendliche im (berufs-)schulpflichtigen Alter (6-21 Jahre)“ gemeldet worden seien. Gleichzeitig habe das Kultusministerium in einer Abfrage bei den Schulen 26.330 angemeldete und beschulte Kinder registriert. Der große Unterschied zwischen beiden Zahlen könne in der erst nach drei Monaten einsetzenden Schulpflicht, bereits erworbenen Abschlüssen oder auch Umzügen begründet sein.

Für Erlangen würde das konkret bedeuten, dass nach den AZR-Zahlen mit 426 registrierten Kindern und Jugendlichen gerechnet werden kann. Hinzu kommen für den Landkreis ERH 368 mögliche Schülerinnen und Schüler. Von diesen sind wiederum 129 bzw. 104 Kinder im Grundschulalter, die direkt in die Regelklassen der Grundschulen integriert werden sollen. Bei einem üblichen Klassenteiler von 25 Schülerinnen und Schülern werden also rund zehn zusätzliche Grundschullehrkräfte benötigt.

Für die Schüler in den Jahrgangsstufen 5-9 sollen spezielle „Brückenklassen“ eingerichtet werden, die jeweils zu einer weiterführenden Schule gehören. Dies betrifft vermutlich 170 Schülerinnen und Schüler in Erlangen und 144 im Landkreis. Umgerechnet auf – laut Plan des Kultusministeriums – 20 Personen pro Klasse, müssten hierfür also weitere 16 Lehrkräfte gewonnen werden, um eine ordentliche Unterrichtsversorgung sicherzustellen.

Schüler ab Jahrgangsstufe 10 werden je nachdem, ob sie schon einen Abschluss haben, unterschiedliche Angebote erhalten. Was das für die insgesamt rund 250 Jugendlichen bedeutet, wird wohl eher im Einzelfall zu klären sein.

Der Abgeordnete Matthias Fischbach (FDP) erklärt dazu: „Die Integration von rund 800 hier registrierten Kindern und Jugendlichen wird eine wichtige Aufgabe. Es reicht nicht, nur Stellen im Haushalt vorzusehen – sie müssen auch vor Ort adäquat besetzt werden. Ich sehe da das Kultusministerium in der Pflicht, die Schulverwaltung vor Ort aktiv zu unterstützen. Wir haben leider sowieso schon mit einem akuten Lehrermangel in den Grund- und Mittelschulen zu kämpfen. Ich verstehe daher nicht, warum das Ministerium nicht noch stärker auf den Einsatz von – ebenfalls geflohenen – ukrainischen Lehrkräften setzt. Bislang fehlt hier jegliche Anerkennungsperspektive für deren Lehramtsabschlüsse, die sie in der Ukraine erworben haben. Wir sollten hierfür die nötigen rechtlichen Voraussetzungen schaffen und Kultusminister Piazolo die entsprechende Nachqualifizierungen vorbereiten, wie sie zum Beispiel für Absolventen aus anderen Staaten bereits möglich sind.“

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